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philosophische fakultät

3.6 Grossmünster: Zwölfbotenkapelle

Zwölfbotenkapelle – das liturgische Zentrum

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Zur Zwölfbotenkapelle gehört nicht nur einen Altar für die zwölf Apostel: Hier, im einstigen liturgischen Zentrum des Münsters, wurden primär die Gräber von Felix und Regula verehrt.

Gegen 1848 wurde der Raum auf der westlichen Seite um einen ganzen Raumabschnitt verkleinert, um ein Treppenhaus einzubauen. Nach 1937 ersetzte man die damalige Holz- durch eine Betonkonstruktion. Bei diesen Arbeiten wurde jener Teil zerstört, in dem sich der Altar der Stadtpatrone und ihre Gräber befanden.
Lediglich eine Wandbeschriftung im nicht zugänglichen Treppenhaus erinnert heute an die einstigen Gräber.

Schnitt durch das westliche Joch der Zwölfbotenkapelle

  1. Stadtansicht Hans Leus, die beiden rechtsufrigen Tafeln über 4 (Gräber), die drei linksufrigen hinter 2 und 3 (Schrein, Altar)
  2. Reliquienschrein von Felix und Regula
  3. Altar, Felix und Regula geweiht
  4. Gräber von Felix und Regula
  5. Spätgotische Masswerkfenster
  6. Öffnung im Gewölbe für Seilzug
Rekonstruktionsversuch von D. Gutscher. Die Tafeln können in einem eigenen Fenster betrachtet werden. Klicken Sie dafür auf die kleinen Bilder.

„Der Stadt Zürich Conterfey“, Hans Leu d. Ä., um 1500, Altartafeln

Sieden
Bei den Gräbern befand sich ein im Raum freistehender Altar mit einem Reliquienschrein. Einerseits über den Gräbern, andererseits auf dem Altar waren die berühmten fünf Tafeln von Hans Leu d. Ä. mit dem Martyrium der Heiligen vor dem Stadtpanorama Zürichs aufgestellt.
Rädern
Sie befinden sich heute – allerdings nur teilweise erhalten und jeweils unten beschnitten – im Landesmuseum. Lange Zeit waren sie verschwunden, die Heiligen übermalt.
Enthaupten
„Der Stadt Zürich Conterfey“, Hans Leu d. Ä., um 1500, Von oben nach unten: Sieden, Rädern, Enthaupten der Heiligen.
Gezeigt werden: das Sieden der Heiligen in heissem Öl vor dem Hintergrund des Lindenhofs (rechte Tafel), die Räderung vor dem Hintergrund von St. Peter (mittlere Tafel), die Enthauptung vor dem Hintergrund des Fraumünsters (Tafel links) sowie die Enthaupteten Felix und Exuperantius vor dem Hintergrund der Wasserkirche und die Enthauptete Regula vor dem Hintergrund des Grossmünsters.

Übermalung und Rekonstruktion

Ursprünglicher Zustand
Uebermalter Zustand
"Der Stadt Zürcher Conterfey", Hans Leu d.Ä., um 1500, Ursprünglicher Zustand (Fotomontage 1982); Übermalter Zustand
Votivbild
Votivbild des Propstes Sweder von Göttlikon
Während Jahrhunderten verehrten die Kanoniker des Chorherrenstiftes hier im eigentlichen Herzen des Grossmünsters die Heiligen. Geblieben ist wenig, zum Beispiel diese Darstellung von Felix und Regula – gleich rechts neben der Treppe – auf dem Votivbild des Propstes Sweder von Göttlikon. Insbesondere Altar und Gräber sind zerstört.

Konrad von Mure, um 1260

Die um 1260 praktizierte Gottesdienstordnung hat Konrad von Mure aufgezeichnet. Er gibt einen lebendigen Eindruck der damaligen liturgischen Verehrung in der Zwölfbotenkapelle. Zwar war oben im Chor der Hauptaltar Felix und Regula gewidmet. Doch zweimal am Tag zog man zum Altar und zu den Gräbern hinab. Am Morgen benützte man die grosse Treppe vom Chor in das Schiff und sang nach den Laudes das Benedictus.

Am Nachmittag folgte nach Abschluss der ersten Vesper das Magnificat.

Innenraum des Grossmünsters
Innenraum des Grossmünsters

Eine Sequenz aus einem liturgischen Gedicht, das vermutlich in Zürich entstanden ist, lautet:

„O Zürich, königliche Pfalz der römischen Könige, freue dich von Herzen, klatsche mit den Händen, jubiliere. Du, allezeit glücklich, geborgen durch den Schutz des Felix, sollst Regula als deiner Lenkerin unterstehen. Ganz zu Recht wirst du Turegum, Stadt der Könige, genannt, da du durch einen so königlichen Schatz reich gemacht bist. Durch den Beschluss des unmenschlichen und irrwitzigen Maximian, nach der Tötung des Mauritius, als die Stadt Zürich noch nicht durch den himmlischen König regiert wurde, noch unter dem Statthalter Decius, da erstatteten die Thebäer, Zeugen für Gott, das, was Gottes ist, ihm zurück, indem sie ihren Glauben kundtaten.“

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Das Grossmünster
Weiter zur Station 4
  Wir gehen zurück ins Schiff und machen vielleicht noch einen Besuch auf dem südlichen, limmatseitigen Turm, dem Karlsturm, von dem aus wir eine prächtige Rundsicht geniessen können.
Wir verlassen das Grossmünster, gehen links über den Zwingliplatz um die Kirche herum Richtung Limmat und gelangen über ein paar Treppen – früher gab es eine sogenannte „Märtyrertreppe“ – zum Limmatquai. Gegenüber stehen Helmhaus und Wasserkirche.