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Der "Swissairfall"

Das Grounding

Am 2. Oktober 2001, um 15:45 Uhr, stellte Mario Corti den Flugbetrieb von Swissair ein: eines der wichtigsten nationalen Symbole der Schweiz war am Ende!

Swissair

Foto: ©express.ch

Zusammenfassung der wichtigsten Ereignisse

Die am 1. Januar 1991 in Kraft getretene Liberalisierung des europäischen Luftverkehrs veranlasste die SAirGroup, ihre Geschäftspolitik den neuen Gegebenheiten im Flugverkehr anzupassen und auf die zahlreich aufkommenden strategischen Allianzen zwischen den europäischen Luftfahrtgesellschaften anfangs der 90er Jahre zu reagieren. Nach einem ersten gescheiterten Fusionsprojekt (Alcàzar) mit KLM, SAS und Austrian Airlines erwarb die SAirGroup 49.5% des Kapitals der belgischen Sabena, obwohl jene mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Im Jahre 1997 investierte die SAirGroup in mehrere Luftfahrtgesellschaften und versuchte damit, eine starke und wettbewerbsfähige Allianz zu kreieren, um dadurch mit grossen europäischen Gesellschaften wie zum Beispiel der Lufthansa, der Air France oder der British Airways konkurrenzfähig zu bleiben und um die Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Partner Delta Airlines aufrecht zu erhalten. Diese Expansionspolitik hat sich für die SAirGroup, welche unter anderem auch in finanziell angeschlagene Gesellschaften investierte, letztlich als fatal erwiesen. Verschiedene Restrukturierungsmassnahmen, welche die Verluste hätten ausgleichen sollen, griffen ungenügend; Banken begannen, der SAirGroup ihre Unterstützung zu entziehen. Hinzu kam der Angriff auf das World Trade Center in New York, welcher zur Folge hatte, dass die Werte von flugnahen Betrieben massiv an Wert verloren. Die lange unterschätzten Verluste der Gesellschaft betrugen schliesslich mehrere Milliarden, und die Liquiditäten erlaubten es nicht mehr, den Flugbetrieb aufrecht zu erhalten. Da die Kerosinpreise und Flughafentaxen nicht mehr bezahlt werden konnten, blieb schliesslich die gesamte Flotte am 2. Oktober 2001 am Boden. Die Liquidation der SAirGroup wurde am 2. März 2002 aufgenommen.

Die strafrechtlichen Konsequenzen

Die nachfolgende Strafuntersuchung erstreckte sich über fünf Jahre und hatte mögliche strafrechtliche Konsequenzen für die ehemaligen Verwaltungsratsmitglieder der SAirGroup zum Gegenstand. Der Prozess fand vom 16. Januar bis 9. März 2007 statt. Am 9. Juni 2007 wurden alle Angeklagten von jeglichen Vorwürfen freigesprochen.

Unabhängig vom zürcherischen Entscheid sind die Rolle der verschiedenen Protagonisten in diesem Fall und die staatliche Reaktion in solchen Situationen zu hinterfragen. Wie funktioniert das Justizwesen bei solchen Fällen und über was für Mittel verfügen die Ermittler, um den Konkurs der Swissair zu untersuchen (Strafprozessrecht und Kriminalistik)? Wurden Vergehen oder Verbrechen begangen? Wenn ja, welche Sanktionen sind angemessen (Strafrecht) und wie werden diese Sanktionen vollzogen (Strafvollzugsrecht)? Verhindert das Strafverfahren oder - im Fall einer Verurteilung - eine Strafe, dass sich solche Fälle wiederholen (Kriminologie)?