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philosophische fakultät

4 Wasserkirche

Wasserkirche – Hinrichtungsstätte

In der Halle des Helmhauses

Der Eingang zur Wasserkirche ist von der Erdgeschosshalle des Helmhauses aus zugänglich.
Durch die Rundbogen betritt man die offene Halle und trinkt dort vielleicht einen Schluck Wasser aus dem freistehenden Rundbrunnen, zu dem ein älterer Wasserspeier in Form eines Delphins gehört. Schon früher hat man gerne Wasser bei der Kirche getrunken. Die Wasserkirche stand nämlich im Rufe, über eine Heilquelle zu verfügen. Auch Pilger nach Santiago de Compostela machten hier Rast.

Erdgeschosshalle Wasserkirche
Erdgeschosshalle Wasserkirche

1480 gab der Dominikaner Albert von Weissenstein – übrigens in der ersten in Zürich entstandenen Druckschrift – folgende Erklärung für die Heilkraft dieser Quelle. Gesund werde man durch dieses Wasser deshalb, weil es genau dort hervorsprudle, wo das Blut der Märtyrer Felix, Regula und Exuperantius über den Boden geflossen sei. Die schriftliche Überlieferung, wonach die Zürcher Stadtpatrone in der Wasserkirche enthauptet worden seien, setzt im 13. Jahrhundert ein. Der Stein, auf dem die Hinrichtung vollzogen worden sein soll, ist indes schon viel früher verehrt worden.

Der Märtyrerstein in der Krypta

Erdgeschosshalle Wasserkirche
Erdgeschosshalle Wasserkirche

Wir sehen diesen Stein hier so vor uns, wie er sich nach den Ausgrabungen durch Emil Vogt 1940/41 und einer kleineren Grabung 2004/2005 präsentiert. Es ist ein plattiger Findling. Die Gletscher haben ihn in grauer Vorzeit an den Ort der späteren Kirche transportiert. Dieses Gebiet bildete dabei eine flache Insel in der Limmat. Erst seit man 1839 Quais anlegte und den Graben zwischen Ufer und Insel auffüllte, kann man ohne Brücke direkt hierher kommen.

Das Bild, das die Krypta heute bietet, entspricht nur zum Teil dem, was die Ausgräber 1940/41 angetroffen haben. An vielen Orten hatte man tiefer gegraben, z.B. um den Grabstein herum, um dann später wieder Erde aufzuschütten. An einigen Stellen wurde Mauerwerk abgebrochen, damit heute in der Krypta überhaupt zirkuliert werden kann. Einige Überreste fielen auch den modernen Betonstützen der Decke zum Opfer. 1. Eingang Krypta; 2. Tafeln "Reiche Baugeschichte" 3. Grabplatte; 4. Grab mit Skelettdarstellung; 5. Findling "Märtyrerstein" 6. Findling "Wellenbrecher"
Altaranordnung
Rekonstruktion der Altaranordnung in der spätgotischen Wasserkirche.1 Hochaltar (Felix und Regula-Altar und Agnes-Pfründe 2 Unterer Felix und Regula-Altar 3 Dreikönigsaltar 4 Trinitätsaltar 5 Kreuzaltar (Position nicht überliefert) 6 Antoniusaltar
Wie hat man sich die Lage des Findlings im Mittelalter vorzustellen? Der älteste archäologisch nachweisbare Kirchenbau aus der Zeit um 1000 besteht aus einer Ober- und einer Unterkirche. Der Stein liegt genau im Zentrum des Chors der Unterkirche. Sorgfältig wurde er umbaut. Es ist von daher klar, dass der Stein schon um 1000 eine zentrale Bedeutung besass.

Wegen der Probleme mit dem eindringenden Wasser waren immer wieder Umbauten notwendig. Schon bei ersten notwendigen Arbeiten richtete man einen Schacht um den Stein herum ein. Dieser Schacht wurde später verlängert. Er hielt den Zugang zum Stein offen. Bemerkenswerterweise hat man in der ersten Umbauphase unmittelbar vor dem Märtyrerstein auch mehrere Personen bestattet, die aus dem Kreis der Oberschichten stammten und offenbar diesen Platz als privilegiert betrachteten.

Als man 1288 nach weiteren Umbauten die Kirche einweihte, stand in der Unterkirche über dem Märtyrerstein ein Felix- und Regula-Altar zur Verfügung. Einen weiteren Felix- und Regula-Altar gab es in der Oberkirche.

Wasserkirche: Bürgerbibliothek und "Kunstkammer"

Altartafel Hans Leu
Altartafel Hans Leu (Landesmuseum)

Wie die Wasserkirche im Spätmittelalter ausgesehen hat, zeigt eine der Altartafeln von Hans Leu dem Älteren.

Bibliothek
Bürgerbibliothek und Kunstkammer nach dem Galerieeinbau von 1717. Kupferstich von Johann Melchior Füssli
Im Innern war die Kirche – sie galt eigentlich als Kapelle – reich mit Sakralien ausgestattet. Umso heftiger traf sie der Zorn der reformatorischen Bilderstürmer. Eine rechte Götzenkirche sei sie gewesen, meinte Bullinger. Die Kirche wurde geräumt und blieb zunächst leer. Dann führte man sie neuen Zwecken zu. Vorräte wurden hier gestapelt, die Gebäulichkeiten für den Handel benützt.

1634 richtete man eine Bibliothek ein. Eine „Kunstkammer“ gehörte dazu, das heisst eine Sammlung verschiedenster Objekte. Wir haben es mit dem ältesten Museum in Zürich zu tun. Fast 300 Jahre blieb die Bibliothek hier, bis sie 1917 in die neu erstellte Zentralbibliothek am Predigerplatz überführt wurde. Die Bestände der Kunstkammer wurden schon früher aufgelöst und befinden sich an verschiedenen Orten, vor allem im Schweizerischen Landesmuseum.

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Von der Wasserkirche zum Fraumünsterkreuzgang
Weiter zur Station 5
  Von der Wasserkirche schauen wir noch einmal zum Grossmünster. Diesen Weg sollen die Märtyrer nach ihrer Enthauptung zurückgelegt haben. Für ihre Verehrung sorgten ganz wesentlich die Chorherren des Stiftes.
Ebenso wichtig waren aber die Frauen von der Fraumünsterabtei. Drehen wir uns also und überqueren auf der Münsterbrücke die Limmat, um das Fraumünster zu besuchen. Beim Reiterdenkmal von Hans Waldmann biegen wir nach links ab. Zwischen dem Stadthaus zur Linken und der Fraumünsterkirche liegen hinter einem Eisenzaun die Reste des Kreuzgangs des Klosters. Dieser Kreuzgang ist unser Ziel.