Islamisches Recht

Der Anteil der Bevölkerung, der in der islamischen Tradition verankert ist, nimmt in Einwanderungsgesellschaften, zu denen auch die Schweiz zählt, zu. Dimension und Geschwindigkeit dieser Einwanderung haben bei der einheimischen Bevölkerung diffuse Besorgnis ausgelöst, Empfindungen, die nicht selten von feindseligem Verhalten gegenüber uns fremden Gewohnheiten und Sitten begleitet sind. Andererseits haben insbesondere muslimische Zugewanderte Angst um ihr religiöses und kulturelles Erbe, was sie um so mehr dazu bewegt, zu versuchen, offensiv und öffentlich ihre kollektive Identität zu behaupten. Die sich auf diese Weise vertiefenden Gräben gefährden zusehends das interreligiöse und interkulturelle Zusammenleben, das, wie es scheint, immer wieder neu gelernt sein muss.

Als Folge der skizzierten Entwicklung sind die Migrationsströme und der Umgang mit eingewanderten Menschen sowohl Gegenstand des politischen Diskurses wie auch der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Dabei wurde der Integration in jüngerer Zeit besondere Aufmerksamkeit zuteil, zumal sie als notwendiger Prozess für die Gestaltung des friedlichen Zusammenlebens erachtet wird. Integration setzt Wissen voraus, und zwar nicht nur auf Seiten der Migrationsbevölkerung, sondern auch auf Seiten der Aufnahmegesellschaft.

Eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Recht anderer Kulturen und Länder erscheint unter diesem Gesichtspunkt unumgänglich. Erst die Bildung interkultureller Kompetenz ermöglicht uns die Rechtskultur und das Recht der eingewanderten Menschen zu verstehen. Im Falle muslimischer Zugewanderter ist es häufig das klassische islamische Recht, welches Gerechtigkeitssinn, Zusammenleben und die Organisation des Alltags prägt.

Einen Überblick über das klassische islamischen Familienrecht liefert folgender Beitrag:

Büchler A., Das islamische Familienrecht: Eine Annäherung. Unter besonderer Berücksichtigung des klassischen islamischen Rechts zum geltenden ägyptischen Familienrecht, Bern 2003